Vergangenes: Lieber mit Dir streiten, als wen anders zu lieben
Lieber mit dir streiten als wen anders zu lieben.
Was ist Liebe? In unseren Vorstellungen ist es hauptsächlich eins. Glück. Pures Glück. Liebe macht das Leben lebenswert. Es ist das eine, das ganz große Ziel vieler Menschen, sie zu finden. Und dann? Dann lösen sich alle Probleme in Luft auf, das Leben besteht nur noch aus rosa Zuckerwatte. Aber ist das wirklich so? Definiert sich Liebe darüber, den Menschen zu finden, mit dem auf einmal alles ganz einfach ist, der deine Welt endlich bunt macht und mit dem du einfach eins sein kannst – zufrieden? Oder ist Liebe vielleicht doch etwas anderes? Vielleicht ist Liebe einfach wie ein Tornado, sie reißt dich mit, sie stellt dich auf den Kopf und sie ist – wie ein Tornado – eine Katastrophe. Macht das vielleicht die wahre Liebe aus? Einen Menschen, der dich in deinem tiefsten Kern erschüttert, der eine Grenze in dein Leben bringt – davor und danach. Im besten Falle gibt es natürlich kein danach, doch die Welt ist grausam, kein Wunderland, es gibt danach. Viel zu viel danach. “Dysfunction isn’t love” – ist das wahr?
Ich für meinen Teil habe eine andere Liebe erfahren. “Liebe” in Anführungszeichen weil ich nun mal nicht die Wahrheit über Liebe kenne und mir auch nicht sicher bin, ob sie irgendein Mensch auf diesem Planeten kennt. Meine “Liebe” ist nicht ruhig, sie plätschert nicht vor sich hin und sie tut vor allem eins: Sie funktioniert in der Praxis nicht. Man wird hin und hergerissen zwischen “Kind, wenn der Richtige einmal kommt, dann funktioniert alles wie von allein” und „Kämpf um den einen Menschen, egal, wie schwierig es ist“. Dies mag auf manche Menschen zutreffen, ich denke aber – für mich nicht. Wenn ich mir eine Beziehung mit dem unbekannten Mister X vorstelle, in der alles rosa, zuckersüß ist – und wie die breite Masse es definieren würde “funktioniert”, dann wäre es keine Liebe. Dann wäre es leicht. Aber meine “Liebe” ist nicht leicht. Meine Liebe ist schwer, manchmal so schwer wie ein Medizinball, an anderen Tagen wie ein Amboss, aber nie leicht. Meine “Liebe” ist auch nicht rosa und zuckersüß, meine “Liebe” ist mal grau, mal rabenschwarz und dann wieder leuchtend neongelb. Meine “Liebe”. Sie musste sich nicht entwickeln, sie war da. Ich schaute ihn an und durch meinen ganzen Körper fuhr nur eine Gewissheit – ab heute wird nie mehr etwas sein, wie es war. Heute endet das “davor”. Davor glaubte ich auch schon zu wissen, was sie ist, meine Definition war aber die geläufige – rosa, süß, einfach, perfekt. Zwei füreinander perfekte Menschen verlieben sich und sind glücklich, weil sie sich einfach gegenseitig glücklich machen. Nee. Ist aber nicht so. Nicht in meiner “Liebe”. In der Liebe geht es nicht um Perfektion. Wenn Du einmal diese Liebe, von der ich als „meine Liebe“ rede, gespürt hast, bist du „danach“ ein anderer Mensch. Weil ein anderer Mensch dich und deine Welt auf den Kopf gestellt hat – und das nicht in dem Sinne, dass du vor Glück kaum noch atmen kannst. Atmen kannst du zwar nicht mehr, aber das hat einen anderen Grund. Du wirst erdrückt von deinen Gefühlen. Diese Liebe bringt Gefühle in dir hervor, die du „davor“ sicher nicht mit ihr in Zusammenhang gebracht hättest – Enttäuschung, Angst, Einsamkeit, Hass. Ja, manchmal Hass. Manchmal aber auch Euphorie, Freudentränen – einfach so, weil du dein Glück grade nicht begreifen kannst. Der andere Mensch bringt in dir Seiten hervor, die du nie nach außen bringen wolltest. Meinen Umgang mit dieser Art von Liebe, kann ich nicht erklären. Es gab nichts größeres, sie hat mich so tief in meinem Inneren berührt, dass ich mich fremdbestimmt gefühlt hab. „Danach“ konnte ich nicht mehr erklären, warum ich so war, wie ich war. Warum es nicht funktioniert. Warum wir uns kaputt gemacht haben. Warum ich hier sitze, mit meiner Freiheit, meinen tausenden von Möglichkeiten, meinem neuen Kapitel – aber die Seiten leer lassen möchten. „Danach“ spielt keine Rolle mehr. Ich habe mit allem was ich hatte geliebt – denke ich jedenfalls. Als der Satz fiel, der mir den Boden unter den Füßen wegzog, wusste ich nur ansatzweise was auf mich zukommen würde. Anfangs ging es. Es hat ja nicht gepasst. Nie funktioniert. Es hat nie nach Glück ausgesehen – na dann, sollte es wohl nicht sein. Und wenn doch? Wenn es dieses eine ist, du aber nur dachtest, dass es nicht richtig sei, weil es schwer war? Immer? Ich sitze im „danach“, ohne eine Aussicht wieder zum „davor“ zurückzukehren. Das „danach“ fühlt sich anders an, kein Drama mehr. Keine schweren Gefühle. Kein Kaputtmachen. „Danach“ fühlt sich leer an.Nichts. Es ist wie nach einem schweren Tornado – der Sturm ist vorbei, die wahren Ausmaße werden sich erst mit der Zeit zeigen. Ich denke, das ist der Grund warum Stürme nach Personen benannt werden.
Das was ich sagen will ist: Ich habe erkannt das Liebe nicht perfekt sein muss, nicht glücklich machen muss, nicht einfach sein muss, um das zu sein was sie ist: Echt.
Liebe muss echt sein. Und sie ist wie wir sind, fehlerhaft, schwierig, ein Drama.
Ich vermisse ihn sehr. Rationale Argumente gelten hier nicht. Mein Herz versteht davon nichts. Ich verstehe anscheinend auch nichts von meinem Herzen. Nun habe ich Frieden, Freiheit und die Chance, die Liebe zu finden, die die meisten Menschen kennen: Glück, Zufriedenheit, es funktioniert. Ich glaube, dass das für manche Menschen wirklich die Definition von Liebe ist. Aber jeder von uns hat seine eigene. Mir haben die letzten Jahre gezeigt, was Liebe ist. Ich liebe ihn. Von ganzen Herzen. Doch er hat seine eigene Definition von Liebe, eine Definition, der ich, der wir, nicht mehr entsprechen.
Es ist danach. Nach dem Sturm. Benannt nach einer Person. Ich hoffe, der Wind dreht. Ich würde nie aufhören es zu wollen. Meine Liebe. Aber wir wissen, Stürme ziehen vorüber.
Wir hätten im Regen tanzen sollen, statt zu ertrinken.
Ein Kommentar
siegelbruch
Suchst du die schwere Liebe, deren erkennenden Geist der Leichtigkeit man sich erst einmal geduldig erarbeiten muss, so gebe ich dir dazu auf der folgenden Seite den Startschuss: http://upvs.wordpress.com
Doch diese alles erkennende Liebe der bewusstseinserweiternden Art ist eine unendliche Geschichte, die man erst einmal, in ihrer Umfangreichen Fülle, verkraften muss.