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Und, was glaubst Du über Dich?

Eine simple Frage: „Wer bist du?“. Vielleicht würdest du mir erst einmal mit deinem Namen antworten. Im Folgenden würdest du mir vielleicht auch noch ein paar weiterführende Informationen liefern, wie dein Alter, dein Wohnort oder zum Überfluss auch noch deinen Beruf.

Ich meine damit nicht, dass du mich langweilst mit deinen Antworten. Allerdings werden sie der Frage schlichtweg nicht gerecht. Wenn ich dich frage, wer du bist, meine ich eigentlich „Wer bist du, wenn keiner hinsieht?“.

Doch wie wissen wir eigentlich wer wir sind? Nun ja. In hohem Maße formen die Gedanken, die wir tagtäglich über uns denken, unsere Identität. Und jetzt, Trommelwirbel und große Überraschung: In den meisten Fällen fallen diese Gedanken über uns nicht sehr wohlwollend aus. Aber warum eigentlich? Und warum haben sie dennoch so viel mehr Einfluss auf unsere Lebensrealität als wir annehmen?

Diejenigen, die sich vielleicht schon einmal ein wenig mit dem Manifestieren beschäftigt haben, werden das Konzept kennen: Unsere Gedanken formen unsere Realität. Es gilt somit weniger das bekannte Sprichwort „Du bist, was du isst“, sondern vielmehr „Du bist, was du denkst“. Da kommen wir doch meiner Ausgangsfrage schon wesentlich näher. Sag mir also, was du über dich denkst.

Nun wird deine Antwort ein wenig davon abhängen, in welcher Beziehung wir zu einander stehen. Aber im Grunde ist die Antwort, die du mir gibst, auch völlig egal. Wesentlich wichtiger ist die Antwort, die du dir selbst gibst. In den Momenten, in denen du allein und ganz bei dir bist.

Ohne es zu merken haben wir im Laufe unseres Lebens Annahmen über uns selbst geformt. Diese basieren auf all unseren Prägungen, Erfahrungen und Spiegelungen unserer Außenwelt. Doch sind wir das wirklich? Sind wir wirklich zu dick, eher faul, unsportlich, unbeliebt, nicht besonders erfolgreich, nicht sonderlich intelligent und haben wir wirklich einfach immer Pech in der Liebe? Ja –  zumindest, wenn diese Annahmen fest in unserem Unterbewusstsein verankert sind.

Die ersten Annahmen über uns selbst formen sich in unserer frühsten Kindheit. Haben dir deine Eltern vielleicht vermittelt, dass du nur liebenswert bist, wenn du etwas dafür leistest? Glückwunsch zu deinen zukünftigen Bindungsproblemen. Hast du vielleicht gelernt, dass es in deiner Verantwortung liegt, alle Menschen um dich herum glücklich zu machen? Well – es ist nicht verwunderlich, dass du Probleme hast, Grenzen zu setzen und deine eigenen Bedürfnisse zu formulieren. Bist du mit dem konstanten Gefühl aufgewachsen, nur nebenher zu laufen und nicht dazuzugehören? Klar eckst du häufig an.

Unser Unterbewusstsein ist regelrecht süchtig danach, die Annahmen über uns selbst – ganz egal, wie falsch sie auch sein mögen – bestätigt zu bekommen. Denn dies erfüllt ein wichtiges Grundbedürfnis: Das Bedürfnis nach Sicherheit. Und nach Kontrolle. Wir verhalten uns nur allzu oft so, dass unsere tiefliegenden Annahmen – die oft auch als Glaubenssätze bezeichnet werden – immer und immer bestätigt werden: Die nächste gescheiterte Kennenlernphase, das nächste abgebrochene Studium, die nächste Diät, nach der die Waage nur noch mehr Kilos anzeigt: Alles bestätigte Selbstannahmen. Liebt das Unterbewusstsein. Das Unterbewusstsein ist ein kleiner Kontrolletti, der es liebt, Recht zu behalten.

Klingt das jetzt erst einmal entmutigend? Darf man das überhaupt sagen? Denn im Umkehrschluss bedeutet dies alles ja auch irgendwie, dass wir selber für unser Leid verantwortlich sind. Unsere tiefliegenden Glaubenssätze formen unsere Gedanken, unsere Gedanken formen unser Verhalten, unser Verhalten führt zu bestimmten Ereignissen und Zack: Da ist das Kind schon wieder in den Brunnen gefallen. Vielleicht sind wir also gar nicht verflucht, sondern verfluchen uns vielmehr jeden Tag selbst?

Jeder erneute Misserfolg, jedes neue negative Gefühl bestätigt das Selbstbild, das viele von uns in sich tragen. Nicht gut genug zu sein, nicht genug zu sein, nicht schön genug zu sein, nicht interessant genug zu sein, nicht witzig, nicht schlank, nicht sportlich genug. And so on and on and on.

Nun aber die gute Nachricht: Dies ist keinesfalls eine Misere, die wir einfach so hinnehmen müssen. Alles, was wir für eine echte Revolution in unserem Leben brauchen, haben wir nämlich bereits – immer bei uns, 24/7. Unsere Gedanken.

Wir sind, was wir denken. Und vielleicht schaffen wir es einfach in Zukunft, unsere Gedanken nicht mehr nur zur reinen Selbstgeißelung zu nutzen. Sondern dazu, sich unserem echten Selbst zu nähern. Ein Selbst, dass immer genug, immer gut genug, immer schön genug, immer schlau genug, immer erfolgreich genug und vor allem immer liebenswert genug ist – genauso, wie es eben ist.

Natürlich braucht das ein wenig Übung, schließlich haben wir uns oft über Jahrzehnte eine ganz andere Geschichte über uns selbst und unser Leben erzählt. Aber es ist durchaus etwas Wahres dran: Du bist der Autor deines Lebens. Du hast den Stift in der Hand und die leeren Seiten vor dir. Weitere Jahrzehnte müssen in diese Aufgabe, die tatsächlich lebensverändernde Ergebnisse nach sich zieht, allerdings nicht investiert werden – also auch etwas für die ungeduldigen Pragmaten unter uns, super! Ich verzichte darauf, zu neurowissenschaftlich zu werden, aber neue Gehirnverschaltungen lassen sich zu jeder Zeit durch reine Wiederholung ausbilden.

Vielleicht fangen wir einfach mit unserem inneren Dialog an. Der innere Kritiker wird geblockt und gelöscht, erbarmungsloser als jeder narzisstische Ex zuvor bitte. Und dann öffnen wir die Tür für unsere innere beste Freundin. Die uns immer wieder daran erinnert, wie wir wirklich sind – nämlich perfekt, witzig, klug, hot und schön. Genau so, wie wir sind.

Und wenn ich dir dann das nächste Mal die Frage stelle, wer du bist, wirst du lächeln. Du wirst lächeln und sagen: Ich bin gut. Ich bin genug. Ich bin perfekt so, wie ich bin.

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