Mann am Fenster
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Was das Corona-Virus uns lehrt.

Ich glaube, ich spreche für die meisten von uns, wenn ich sage, dass wir uns vor ein paar Wochen noch nicht hätten vorstellen können, wie unser Leben heute aussieht. Ein kleiner Virus, der sich von China aus über die ganze Welt ausgebreitet hat. Und unser gesamtes Leben, so wie wir es kennen, von heute auf morgen auf den Kopf stellt.

Mittlerweile hat selbst der letzte von uns verstanden, wie ernst die Lage ist. Dass Leben auf dem Spiel stehen. Dass die Gesellschaft zusammenhalten muss, um diese Krise zu überwinden. Dass Egoismus fehl am Platz ist.

Und wir können durch die aktuellen Zeiten noch mehr verstehen. Endlich begreifen, dass wir die Art, wie wir leben, nicht als selbstverständlich ansehen dürfen. Dass wir das schätzen müssen, was wir haben. Dass wir jeden Tag dankbar dafür sein sollten, dass wir ein Leben voller unbegrenzter Möglichkeiten und Freiheiten führen – jedenfalls die meiste Zeit. Denn auch zeigt uns die jetzige Situation, wie fragil das Konstrukt ist, in dem wir uns jeden Tag bewegen. Das nichts sicher ist. Auch nicht der nächste Morgen.

Uns wird bewusst, dass in der Theorie von „Aber ich könnte, wenn ich wollte“ eine große Kraft steckt. Denn, wenn wir nicht mehr können, selbst, wenn wir wollen, ist dies ein Gefühl, dass wir kaum noch kennen. Ein Gefühl, für das uns das passende Wort fühlt. Für die Gefühle der letzten Tage und Wochen fehlen die passenden Beschreibungen. Nichts scheint dem nah genug zu kommen, was ich wirklich fühle.

Wir besuchen unsere Familie zu selten. Sagen unseren Freunden zu oft ab, nur, weil wir gerade zu faul sind, uns von unserem geliebten Sofa und der neusten Netflix-Serie loszureißen. Wir würden gerne mehr von der Welt sehen doch verlassen unsere Comfort-Zone nur zu ungern. Nachholen. Das können wir alles noch Nachholen – denken wir zumindest. Weil sich nichts ändern wird. Die Welt wird immer so aussehen, wie sie es gerade tut. Denken wir. Und dann kommt das Corona Virus und belehrt uns eines Besseren.

Natürlich – im Prinzip wird gerade nicht mehr von uns verlangt, als in unseren eigenen vier Wänden zu bleiben und unsere sozialen Kontakte auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Für viele erst einmal die Vorstellung eines perfekten Wochenendes nach einer anstrengenden Arbeitswoche, in der die Mitmenschen genervt und der Schlaf gelitten hat.

Doch nun wird diese Szenerie, zumindest für die nächsten Wochen, zum Alltag. Und so sitzen wir auf unserer Couch und merken, wie viel Spaß wir gerade daran hätten, mit unserer Familie bei Kaffee und Kuchen in der Sonne zu sitzen. Wie sehr wir einen Ausbruch aus unseren vier Wänden bräuchten und eine unbeschwerte Nacht im Club durchtanzen würden. Wie sehr wir gerade an einem der unzählig vielen schönen Strände in der Welt liegen und fremde Kulturen entdecken würden.

Als wir die Möglichkeit hatten, haben wir viel zu oft dem Gedanken „Vielleicht ein anderes Mal“ stattgegeben. Wir haben darauf verzichtet, Geschichten zu schreiben, an die wir uns am heutigen Tag vielleicht nur allzu gerne zurückerinnern würden. Unsere Pläne lagen in einer Zukunft, von der wir genau zu wissen glaubten, wie sie aussehe – nämlich so, wie immer.

Wir werden diese Zeiten überstehen. Unsere Gesellschaft wird sie überstehen. Und die Welt. Der Planet, der sich um eine heiße gelbe Kugel dreht, wird auch nach Corona noch fleißig seine Bahnen ziehen. Aber wir werden verändert sein. Wenigstens ein bisschen.

Weil wir, wie aus jeder schwierigen Situation im Leben, lernen und Kraft schöpfen werden. Wir werden unseren Alltag und unsere Freiheit nicht mehr als selbstverständlich ansehen. Die Gelegenheiten nutzen, die sich bieten, die Menschen zu treffen die unser Herz berühren. Unsere Neugier auf neue Flecken Erde wird unsere Comfort-Zone überstrahlen. Wir werden weiterleben – so wie früher, aber besser. Und bewusster. Und dankbarer. Denn die Lehren sind, dass nichts in diesem Leben selbstverständlich ist. Die Zukunft nicht gewiss ist. Dass sich unser Leben von heute auf morgen grundlegend verändern kann und unser eigener Einfluss auf diese Veränderungen nicht immer gegeben ist.

Ich hoffe, dass wir so sein werden nach Corona. Offener. Dankbarer. Näher. Achtsamer. Neugieriger.

Denn alles, was wir sicher haben, ist das Jetzt. Nicht mehr und nicht weniger.

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