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Gedanken über Gedanken.

Als ich gestern Abend im Bett lag, kamen mir auf einmal Gedanken. Gedanken, die mich nicht mehr losgelassen haben bis sie sich zu einem wahren “Mindfuck”-Moment aufgetürmt haben. Normalerweise habe ich diese “Mindfuck”-Momente nur, wenn ich anfange, über das Universum nachzudenken. Dann wird mir irgendwann ganz schummrig, mein Kopf fängt an weh zu tun und ich muss mich ein bis zwei Stündchen hinlegen, weil ich meinen Kopf anders einfach nicht mehr anhalten kann. Die Gedanken übernehmen dann ein Eigenleben und stoßen hart an meinen Kopf.

Gestern habe ich nicht über das Universum nachgedacht. Gestern habe ich über Gedanken nachgedacht. Schon in der Theorie ist der Umgang mit Gedanken auf der Metaebene – also das Gedanken machen um Gedanken – schon irgendwie weird. In der Praxis hat es mich ziemlich aus dem Konzept gebracht und dazu geführt, dass als mein Wecker heute Morgen um 6 Uhr geklingelt hat, ich nur noch einen Superbrain-Gedanken hatte und zwar: Fick mein Life.

So. Was ist da gestern in meinem Kopf passiert. Gedanken also. Hattet ihr schon einmal den Gedanken, dass Gedanken das einzige in eurem Leben sind, was wirklich nur euch alleine gehört? Man kann seine Gedanken nicht 1 zu 1 mit jemandem teilen. Das ist schlichtweg nicht möglich. Denn – um Gedanken auszudrücken, nutzen wir Worte. Und Worte sind nur eine Übersetzung der Gedanken. Wir versuchen mit Worten unsere Gedanken in die Außenwelt abzugeben, wir werden daran aber immer scheitern, denn, wie bei allen Übersetzungen, geht immer ein bisschen verloren, wird immer ein bisschen verzerrt und der ganz genaue Kern kann niemals wiedergegeben werden. Egal, wie gut und bedacht wir unsere Worte wählen, unsere Gedanken werden sie niemals erfassen. Unsere Gedanken sind das einzige, womit wir komplett alleine sind auf der Welt. Bei denen uns niemand helfen kann. Über die niemand urteilen kann. Die niemals jemand wirklich erfahren wird.

Außer unseren Gedanken, gibt es so gut wie nichts, was wir nicht mit anderen Menschen teilen können. Für eine Zeit können wir sogar unseren Körper mit jemand anderem teilen, doch niemals das, was sich da oben wirklich in unserem Kopf abspielt.

Zu den Gedanken zählen auch die Gefühle. Denn wir fühlen ja erst, in dem wir denken. Wir fassen auf die Herdplatte und erst, in dem wir denken “Scheiße, heiß!”, empfinden wir. Erst dann können wir den Schmerz der zu heißen Herdplatte empfinden. Und das, was wir in diesem Moment fühlen, ergo denken, können wir nicht mit anderen teilen. Es geht soweit, dass wir noch nicht einmal wissen können, ob unser “heiß” überhaupt dem “heiß” entspricht, was jemand anderes als heiß bezeichnet. Theoretisch wäre es möglich, dass, wenn ich im Winter friere und sage, dass mir kalt ist, jemand anderes zustimmt und sagt, dass ihm auch kalt ist. Aber jetzt die Frage: Wer kann wissen, ob sich das “kalt” des anderen nicht so anfühlt, wie sich für uns selbst etwas heißes anfühlt? Wir können unser Empfinden in dem Moment doch gar nicht im Kern erfassen, wir können es nur mit dem Wort, dass wir einmal dafür gelernt haben, beschreiben. Allerdings wird nie ein Mensch auf der Welt erfahren, wie sich der Begriff “kalt” für einen anderen Menschen anfühlt. Weil es schlichtweg nicht nachvollziehbar ist.

Wenn wir versuchen, unsere Gedanken und Gefühle zu beschreiben, versuchen wir es oft mit Vergleichen, was bereits zeigt, dass der wahre Kern gar nicht ausgedrückt werden kann. Natürlich kann ich sagen: “Das war ein Gefühl, wie von einem 10 Meter Turm zu springen”. Welche Aussagekraft hat das schon? Gar keine, denn ich weiß ja überhaupt nicht, wie es sich für andere Menschen anfühlt, von einem 10 Meter Turm zu springen. Vielleicht fühlt es sich für jemand anderen komplett anders an, als für mich. Das nachzuprüfen ist schlichtweg nicht möglich, solange wir nicht irgendwann im Harry Potter Style jemanden wirklich in unsere Gedanken schauen lassen können.

Es ist wahrscheinlich ironisch, darüber überhaupt zu schreiben. Und ich hoffe, dass ich damit niemandem Kopfweh bereitet habe. Und das schlimmste daran ist: Ich weiß überhaupt kein schlaues Fazit aus diesen Ausführungen zu ziehen. Ich weiß damit nichts anzufangen, ich kann es nur versuchen. Vielleicht zeigt das, dass wir uns noch viel mehr mit unseren eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigen müssen. Das wir akzeptieren müssen, dass es Dinge gibt, mit denen wir ganz alleine sind. Das wir im Endeffekt mit uns selbst alleine sind. Dass, egal, wie viele tolle und liebe Menschen wir um uns herum haben, uns selber unser bester Freund sein müssen, da wir am Ende doch die einzigen sind, die wirklich wissen können, was in uns vorgeht. Dass, obwohl wir augenscheinlich in einer Gemeinschaft leben und gerne mal sagen, dass “alle Menschen gleich sind”, wir das überhaupt nicht wissen können. Wir nehmen das einfach nur an, dass wir irgendwie alle ähnlich Denken und Fühlen. Diese These wird allerdings niemals belegt werden können.

Wir sind mit uns alleine, aber das ist gar nicht so schlimm, wie es sich anhört. Wir müssen das einfach nur annehmen. Und viel lieber und viel öfter Zeit mit uns selbst verbringen. Denn wir sind für uns da, 24/7. Gedanken können wundervoll sein und genauso quälend und schrecklich. Unsere Gedanken sind unendlich, einzigartig, unbeschreiblich – und vor allem gehören sie nur uns ganz alleine, ob wir wollen, oder nicht.

5 Kommentare

  • Jeraph

    Hi,
    Ja,… so eine Gedankenreise hatte ich auch schon. *lächelt* Und auch meine Erkenntnis, die ich daraus zog war, dass ich mir selbst der beste Freund sein will, weil nur ich es kann. Weil in einer Freundschaft mit sich selbst, muss ich keine Rücksicht auf ANDERE Bedürfnisse nehmen, es sind ja nur meine im Spiel. Ich empfinde es mittlerweile, auch wieder als Freude, bei mir mit meinen Gedanken zu sein. Weil sie, ähnlich wie deine, scheinbar, total abschweifen können und es doch zu weilen sehr spannend sein kann, mit auf diese Reise zu gehen.

    Allerdings gibt es noch eine zweite Erkenntnis, die ich daraus ziehe, das niemand die Empfindungen der Sinne vergleichen kann. Es gibt mir wieder die Möglichkeit, Verständnis für andere zu haben, so paradox das auch klingt. Aber so erinnere ich mich daran, dass es eben nicht nur eine Wahrheit, nur ein Blau gibt, sondern unglaublich viele verschiedene.

    Und wenn man zum Schluss noch einmal darüber nachdenkt, dass wir mit unseren Gedanken auch unsere Realität erschaffen, dann sind wir auch bei: jeder selbst, erschafft sein Glück selbst. 😉 Denn es ging ja darum, dass die Gedanken nur uns gehören. Und somit sind dann auch wieder die miesen Gefühle aufgelöst, dass andere Rücksicht auf mich nehmen sollen, SIE mir im Weg stehen, etc. ^^

    Schöner Exkurs in deine Gedankenwelt, danke!

    Liebe Grüße
    Jeraph

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