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Weg mit der Selbstliebe, her mit der Lebensliebe!

Liebe dich selbst! Wir haben es alle schon so oft gehört, dass es uns langsam wieder aus den Ohren und sämtlichen anderen Körperöffnungen heraus kommt. Uns wird erzählt, dass wir uns morgens vor dem Spiegel laut vorsagen sollen, wie wundervoll wir sind. Dass wir unseren zu dicken Bauch lieben sollen. Und natürlich diese supernervige Charaktereigenschaft, die uns immer wieder neue Probleme verschafft. Das alles sollen wir lieben. Wenn es dann soweit ist, funktioniert alles wie von selbst. Der Traumprinz kommt auf dem ollen Pferd angetrabt, der Chef befördert uns in unseren Traumjob, niemand wird mehr krank und jede Nacht setzen sich die Glücksbärchis an unser Bett und fragen, ob sie uns noch ein Liedchen singen sollen.

Soweit die Theorie. Ich kann euch allerdings von einem anderen Praxisbeispiel berichten. Die Selbstliebe wird so sehr in den Fokus gerückt, dass rechts und links davon nicht mehr viel Platz für anderes bleibt. Doch, etwas Wichtiges wird dabei vernachlässigt. Selbstliebe kümmert sich um das Subjekt; das Prädikat und das Objekt sind aber unser Handeln und unserer Alltag. Handeln und Alltag sind dem Subjekt hier nicht nur zahlenmäßig überlegen.

Natürlich ist es wichtig, sich selbst nicht so ganz kacke zu finden. Doch so ausschlaggebend, wie es ständig gepredigt wird, ist es für ein erfülltes und spannendes Leben gar nicht, ob wir uns nun sonntags mit Augenringen und Kopfschmerzen des Todes super oder einfach nur bemitleidenswert finden. Viel wichtiger ist es, ob wir unser Leben super finden – ob das, was wir tun und die Umgebung, in der wir uns bewegen, super ist.

Auch, wenn ich der Selbstliebe nicht ihre gewisse Daseinsberechtigung absprechen möchte. Allein auf sie bei der Suche nach Erfüllung zu setzen, ist nicht richtig. Denn Selbstliebe hat viel mit Akzeptanz zu tun. Und Akzeptanz assoziiere ich in gewisser Weise doch mit Stillstand. Es ist jetzt halt so, ich bin jetzt eben so. Lerne ich das alles aber zu lieben, dann habe ich den Schlüssel zur ewigen Glückseligkeit gefunden.

Dabei ist es manchmal so essentiell, die Dinge eben nicht so zu lieben wie sie sind. Die Dinge nicht so zu akzeptieren, wie sie sind. Es gibt keine größere Triebkraft in uns als die Unzufriedenheit. Das Streben nach Erfüllung. Viel leichter zu verändern als uns selbst, ist das was wir tun und das, womit wir uns beschäftigen. Und dann, ganz wie von Zauberhand, merken wir irgendwann, wie wir uns selbst verändert haben – und zwar in eine Richtung, die wir wirklich lieben. So ganz ohne Ratgeberbücher, emotionale Facebook-Bildchen oder „Love Yourself“-Tattoo auf dem Arm.

Einer der schönsten Vergleiche, die es zu diesem Denkansatz gibt, ist der mit einer Blume. Wenn eine Blume nicht blüht hat sie nicht als Blume versagt, sie braucht nur eine andere Umgebung, ein anderes Plätzchen. Das kommt ziemlich nah an die Erfahrungen heran, die ich in den letzten Wochen und Monaten machen durfte.

Ich habe weder versucht, mich selbst aktiv zu verändern, noch habe ich mich dazu gezwungen, alles zu bejubeln, was ich an mir nicht ändern kann. Ich habe meinen Fokus verschoben. Ein bisschen weg vom Subjekt, ein bisschen mehr hin zu Prädikat und Objekt. Mit der Veränderung von Prädikat und Objekt schien es so, als schiebe sich das Subjekt ganz leise und unbemerkt an den Platz, an den es hingehört. Und plötzlich, plötzlich istallesgenau da, wo es hingehört. 

Auch, wenn Prädikat und Objekt sich auch in Zukunft weiterentwickeln werden – auf ihrem Weg übernimmt das Subjekt das Steuer. Ob das entstehende Gefühl die berühmt-berüchtigte Selbstliebe ist, das weiß ich nicht. Ich weiß aber, was es auf jeden Fall ist: Lebensliebe.Und die tut mindestens genauso gut.

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