Allgemein

Kill them with kindness!

Neid und Missgunst sind Krankheiten

…und heilen kann man sie nur mit – Verständnis.

Jeder Mensch erfährt in seinem Leben wohl oder übel einmal Neid und Missgunst von anderen Menschen. Und, im logischen Umkehrschluss, fühlen wir wohl auch alle ab und zu diese Gefühle anderen Menschen gegenüber. Wir denken schlecht über sie, wir reden schlecht über sie, wir kritisieren, wir urteilen. Doch, einer der weisesten Sätze, über die ich in meinem Leben bis jetzt so gestolpert bin ist: Was A über B sagt, sagt im Endeffekt viel mehr über A als über B. Und dies trifft einfach so sehr zu, ganz gleich, ob wir gerade A oder B sind.

Ich ertappe mich manchmal dabei, blöde Gedanken zu haben. Ein kurzes Gespräch, eine kurze Nachricht von einem Mitmenschen reicht manchmal, dass meine Gedanken sich ihre Darth Vader Maske aufsetzen und zur dunklen Macht übertreten. Dann empfinde ich nämlich Neid. Oder Missgunst. Oder habe keine Lust auf Empathie. Und ärgere mich. Aber, der Schlüssel zur Erkenntnis liegt auch hier, wie bei so vielen Dingen im Leben im Hinterfragen. Seit ich mich immer intensiver mit diesem Ding, diesem Hinterfragen beschäftige, schaffe ich es schnell, meine Darth Vader Gedanken wieder auf die rosa Einhornseite mit Käsekuchen zu ziehen.

Ich hinterfrage also. Woher diese blöden, negativen, kräftezehrenden Gedanken gerade eigentlich kommen. Was mich an dem gerade erlebten, gesehenem oder gehörtem eigentlich stört. Und es dauert gar nicht so lange, bis ich eine Antwort darauf finde. Dies geht selbstverständlich immer schneller, je mehr Selbstreflektion man praktiziert. Verspüre ich beispielsweise Neid auf eine Person, dann löse ich mich schnellstmöglich wieder von diesem Gefühl und versuche die gewonne Energie in Aktionismus umzuwandeln. Ich stelle mir die Frage, in wie weit ich mein eigenes Leben, mein eigenes Handeln ändern müsste, um keinen Neid mehr zu verspüren. Und da das Leben manchmal gar nicht so kompliziert ist, ist der Weg oft auch gar nicht so schwer. Der Weg sieht immer nur holprig und uneben aus, bevor man ihn geht. Läuft man auf ihm, so fällt es gar nicht so schwer die paar Steinchen und Unebenheiten locker flockig zu überspringen.

Wir ärgern uns über andere Menschen, wenn sie uns den Spiegel vorhalten. Dies passiert allerdings nicht immer nach der ganz einfachen Regel, Mensch A ist immer zu spät, und weil ich selbst immer zu spät bin, ärgert mich das. Nein, nein, ganz so einfach ist es auch nicht. Mensch A ist immer zu spät. Mensch B ärgert das, weil Mensch B nie zu spät ist. Aber warum ist Mensch B nie zu spät? Vielleicht weil es Mensch B zu schwer fällt, einfach mal die Zügel locker zu lassen, unorganisiert zu sein und die Dinge einfach laufen zu lassen. So funktioniert der Spiegel. Und, wenn Mensch B jetzt über genug Selbstreflektion verfügt, dann kann er aus seinem Ärger etwas positives schöpfen, mehr über seine eigenen, inneren Bedürfnisse lernen, denen er bis jetzt vielleicht viel zu wenig Raum gegeben hat. Ich hoffe, das wirre A und B und C und Ypsilon Spiel wird an dieser Stelle nicht zu abgefahren und es ist irgendwie verständlich, was ich ausdrücken möchte.

Und was nun, wenn man auf der anderen Seite steht? Wenn man nicht Herr B. ist, der sich immer nur ärgert, furchtbar wütend und missgünstig wird, sondern Herr A. ist, der ja auch nicht ganz blöd ist und merkt, dass ihm negative Gefühle entgegen gebracht werden? Darüber könnte man sich ja nun auch schon wieder ärgern, denn außer sein Leben irgendwie zu Leben, hat man ja nichts verbrochen. Hier kommt das Allerheilmittel ins Spiel. Verständnis. Kill them with kindness.

Wenn ich merke, das mir so negative Emotionen, und sind sie noch so unterschwellig, entgegengebracht werden, ärgere ich mich nicht mehr darüber. Bin nicht mehr traurig oder verunsichert. Denn – was sagt das schon über mich aus? Ziemlich wenig, und so viel mehr über meinen Gegenüber. Und das soll nun nicht überheblich klingen, denn ich kenne solche Gefühle ja selbst auch. Ich habe einfach Verständnis.

Das wird jetzt kein “Ich bin die neue Mutter Theresa”-Ding. Aber wir empfinden negative Emotionen gegen andere Menschen doch nur, weil wir uns irgendwo wünschen würden, oder, es besser finden würden, würden sie sich anders verhalten. Würden sie unsere Erwartungen etwas mehr erfüllen. Doch, wen juckt das? Überhaupt niemanden, denn wir stecken nicht in ihrer Haut, nur in unserer eigenen. Wir laufen so egozentrisch durch das Leben, dass wir einfach davon ausgehen, dass unsere Meinungen, Erwartungen, die richtigen sind, denn es sind schließlich unsere. Nein. Wir müssen auch einfach mal von unserem Ego-Thron herunter steigen und einsehen, dass es nicht nur die einzige, nämlich unsere Wahrheit gibt. Und das bringt uns so viel mehr als uns der Ärger und die negativen Emotionen bringt. Das bringt uns Erkenntnis, gibt uns Energie, schenkt uns Größe und lässt uns wachsen. Nur uns selbst.

Sehr neidische und missgünstige Menschen haben selber so viele innere Kämpfe auszumachen. Hier liegt der Schlüssel in der Empathie, dem Mitfühlen, dem Verstehen. Bei der Selbsterkenntnis können wir anderen, und die anderen uns nicht helfen. Aber wir sollten die negativen Emotionen nicht auch noch mit zusätzlichen negativen Emotionen als Reaktion verstärken. Die rauben uns so viel wertvolle Zeit. Das ist nicht unser Kampf. Wir haben auf unserem eigenen Schlachtfeld doch selbst noch so furchtbar viel zu tun.

Das sicherste Zeichen des wahrhaft verständigen Menschen ist Neidlosigkeit.

François VI. Herzog de La Rochefoucauld

3 Kommentare

  • Jeraph

    Guten Morgen,
    erst mal ein fettes WOW! Klasse Text. Den würde ich gerne meinem Ich vor 3 Jahren vorlesen. Das hätte ihm echt einiges erklärt. Aber vermutlich wäre sie zu stur gewesen, das anzunehmen. Sie lernt ihre Lektionen immer gern selbst, denn man versteht ja nun mal besser, wenn man Situationen selbst durchlebt hat. *zuckt die Schultern* Ich habs ja mittlerweile auch endlich selbst kapiert, das was A über B sagt, viel mehr über A aussagt. (War eine harte Lektion.)
    Trotzdem, danke für die Erinnerung. 😉
    Liebe Grüße
    Jeraph

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